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Digitalisierung? Soft Skills needed.

Recruiter glauben an die steigende Bedeutung sozialer und kultureller Kompetenzen – und das im Zeiten, in denen die ‚Digitalisierung der Arbeitswelt’ nicht mehr wegzudenken ist. Soft Skills als notwendige Bedingung für die Nutzung digitaler Technologien?!

Wir waren wieder für Sie unterwegs. Diesmal: Auf einem wissensdurstigen Streifzug durch die Welt des Recruitings. Was hat uns dabei besonders interessiert? Ein Thema, das zwar schwer in Worte zu fassen – und trotzdem in aller Munde ist:

 

Cultural Fit

Welche Rolle spielt kulturelle Passung von Bewerber und Unternehmen heute im Recruitingprozess? Welche in 5 Jahren? Und: Was bedeutet das für die Zukunft der Arbeitswelt?
Wir haben Antworten bekommen. Von Ihnen. In einer Befragung von zwei Dutzend ausgesuchten Recruiting-Profis aus KMU und Konzernen.

Beginnen wir mit dem Status quo im Recruitingprozess. Unsere Umfrage zeigt einen klaren Sieger im Ranking der Kriterien, die am meisten berücksichtigt werden:

  • Platz 1: fachliche Kompetenzen (62,5%)
  • Platz 2: kulturelle Passung oder soziale Kompetenzen (16,7%)
  • Platz 3: Methodische Kompetenzen (4,1%)
Tortendiagramm zeigt, welche Faktoren im Recruitingprozess aktuell am meisten berücksichtigt werden.

Welche Faktoren im Recruitingprozess aktuell am meisten berücksichtigt werden

Spannend im Vergleich der Blick in die Zukunft: Welche Kompetenzen werden künftig wichtiger, nach Einschätzung der Recruiter:

  • Zukunfts-Platz 1: soziale Kompetenzen (82,4%)
  • Zukunfts-Platz 2: kulturelle Passung (73,9%)
  • Zukunfts-Platz 3: methodische Kompetenzen (65,2%)
  • Schlusslicht: fachliche Kompetenzen (47,8% – 52,2% glauben, sogar, dass diese in Ihrer Bedeutung gleich bleiben oder sogar an Bedeutung verlieren werden)
Balkendiagramm zeigt, wie sich die Bedeutung beruflicher Kompetenzen in Zukunft verändern wird.

Wie sich die Bedeutung beruflicher Kompetenzen in Zukunft verändern wird.

Soft Skills schlagen fachliche Kompetenzen

Sozialen und kulturellen Kompetenzen wird der größte Gewinn an Bedeutsamkeit vorausgesagt. Demnach wird es in Zukunft wichtiger werden, …

  • dass Mitarbeiter beispielsweise Kooperations- und Kommunikationsfähigkeit mitbringen, und
  • dass sie in Ihren Werten, Einstellungen und Verhaltensweisen mit Ihrem Arbeitgeber übereinstimmen.

Back to the roots – trotz Megatrend Digitalisierung?

Spontane Gedanken, beim Lesen dieses Ergebnisses: Steht es nicht im Widerspruch zur Digitalisierung der Arbeitswelt, dass weiche, menschliche Faktoren wichtiger werden? Ist es nicht eigentlich der Computer, der uns Menschen den Rang abläuft? Oder eher die Fähigkeit, mit Maschinen zu interagieren, als mit unseren Kolleginnen und Kollegen? Geht es in Zukunft nicht eher um virtuelle statt um Face-to-Face-Kommunikation?

Denken wir gemeinsam weiter und fragen uns, wie diese Tendenz zu Stande kommt.

Schnell sind wir bei den strategischen Entscheidern des Unternehmens, beim Top-Management. Ein Schlüsselmoment in Projekten der Employer Branding Strategieentwicklung ist die Frage nach der kulturellen Sollperspektive des Top-Managements.

Eine Zeitreihenanalyse der Ergebnisse dieser Top-Management-Interviews zeigt eine klare Tendenz: Fragt man Vorstände und Geschäftsführer nach dem „Future Fit“, den ihre Mitarbeiter entwickeln und neue Leute mitbringen sollen, fallen seit etwa zwei Jahren verdächtig häufig die immer wieder gleichen Buzzwords: Vernetzung, Agilität, der „Blick über den Tellerand“. Was diese Buzzwords gemeinsam haben? Sie sind beides: Voraussetzung und Effekt einer digitalen Arbeitswelt.

Social Collaboration:
Soft Skills sind Bedingung für Nutzung digitaler Technologien

Vernetzung, Agilität und „über den Tellerrand blicken“? Das sind keine Selbstläufer. Unternehmen schaffen die dafür notwendige Infrastruktur. Doch diese allein genügt noch nicht – denn über die digitale Komponente des Systems hinaus ist erst die analoge wirklich hinreichend.

Im Klartext: Nicht nur technische Systeme bereitstellen, sondern Menschen beschäftigen, die diesen Systemen eine Daseinsberechtigung einräumen. Und letzteres kann sich schon mal als Herausforderung erweisen – denn Mitarbeiter lassen sich nicht programmieren wie Computer oder Maschinen.

Social Collaboration, die Nutzung digitaler Technologien in der alltäglichen Zusammenarbeit, ist deshalb auch nur so „social“, wie es die Menschen sind, die auf diese Weise interagieren.

An dieser Stelle wird deutlich, wieso soziale Kompetenzen in Ihrer Bedeutsamkeit eher zu- als abnehmen werden. Wieso es wichtiger wird , dass Menschen mit Menschen „können“, dass sie das „Miteinander“ im Blut haben. Dass sie nur nach Gelegenheiten suchen, um sich mit anderen auszutauschen, und zu vernetzen.

Recruiter gehen davon aus, dass soziale und kulturelle Kompetenzen in Zukunft an Bedeutung gewinnen werden. Wieso? Vielleicht weil sie in einer Arbeitswelt, die zunehmend digital geprägt ist, zu den wichtigsten Voraussetzungen für erfolgreiche Zusammenarbeit werden.

Wenn virtuelle Projektteams physisch quer über die Erde verteilt sind oder einfach, wenn Mitarbeiter Home Office machen.

Unter diesen Bedingungen die Belange seiner Kollegen zu erfassen und entsprechend zu reagieren – das erfordert soziale Kompetenzen, kulturelle Passung, eben „ein gutes Gespür“.